WAS BUDDHISMUS IST

 

 

 

 

 

 

 

 

von

Sayagyi U Ba Khin

 

 

 

 

Ins Deutsche übersetzt von dem

Internationalen Übersetzungskomitee der

Schweizer, deutschen und österreichischen Gesellschaften

in der Tradition von Sayagyi U Ba Khin

 

 

Herausgegeben von den

Internationalen Meditationszentren

in der Tradition von Sayagyi U Ba Khin

Dhammadana Serie 14

 

©1995

 

Internationales Meditationszentrum Österreich

 

 

 

INHALT

 

 

Vorwort

 

    1. Vortrag

Das Universum

Die Vorbereitung für die Buddhaschaft

Die Große Entsagung

Die Suche nach der Wahrheit

Das Erreichen der Buddhaschaft

2. Vortrag

Die Lehren des Buddha

Der zur Auslöschung des Leidens führende Pfad

A) Sila

B) Samadhi

C) Panna

3. Vortrag

Das Gesetz der Bedingten Entstehung

Das Gesetz von Ursache und Wirkung

Sittliche Kräfte

Unsittliche Kräfte

Neutrale Kräfte

1. Arupa- und Rupa-Brahma-Existenzebenen

2. Die Sinnlichen Existenzebenen

Die Existenzebenen der Himmelswesen

Die Existenzebenen der Niederen Welten

Die Menschenwelt

 

Saran ca sarato natva

asaran ca asarato

te saram adhigacchanti

samma-sankappa-gocara

 

Indem sie das Wesentliche als wesentlich

und das Unwesentliche als unwesentlich erkennen,

erreichen sie das Wesentliche

durch die rechte Absicht.

 

Dhammapada, Vers 12

 

 

VORWORT

 

Die folgenden drei Vorträge wurden von Sayagyi U Ba Khin auf Anfrage einer Gruppe westlicher Besucher im September und Oktober 1951 in der Methodisten-Kirche in Yangon, Myanmar (Rangun, Burma) gehalten. Das grundsätzliche Ziel von Sayagyi U Ba Khin war einerseits die Übung von Dhamma und andererseits, anderen die Übung von Dhamma zu lehren. Dieses Ziel ließ ihm nicht viel Zeit für Aktivitäten wie dem Schreiben von Büchern. Wenn er jedoch eingeladen wurde, einen Vortrag über Buddha-Dhamma zu halten, zeigte sich, daß sein theoretisches Verständnis dem Niveau seiner praktischen Übung entsprach. Das bedeutet jedoch nicht, daß Sayagyi dieWichtigkeit von Texten nicht zu würdigen wußte. Fortwährend bezog er sich auf die buddhistischen Texte, wie sie im Pali-Kanon und in den Kommentaren niedergelegt wurden. Er wies auch immer daraufhin, daß das Verständnis des Buddhismus nicht vollständig ist, wenn es nicht auch das Wissen um die grundlegenden Prinzipien der buddhistischen Lehre umfaßt. Sayagyi betonte jedoch immer, ein Mann der Übung zu sein. Oft gab er jenen, die ihn über buddhistische Meditation befragten, kurze Erklärungen, um dann zu sagen: "Genug der Worte, versuchen wir es jetzt!" Diese "kurzen Erklärungen", aus denen diese Broschüre besteht, bilden eine ausgezeichnete Einführung in die Theorie des Theravada-Buddhismus. Mögen sie auch heute die Lesenden dazu inspirieren, echter buddhistischer Meditation eine faire Chance zu geben.

 

IMC-Östereich

Publikationskomitee

8. September 1995

 

 

1. Vortrag (23. September 1951)

 

Ich betrachte es als großes Privileg, heute in Ihrer Mitte zu sein und die Möglichkeit zu haben, zu Ihnen über die Thematik "Was Buddhismus ist" sprechen zu dürfen. Ich möchte von Anfang an ehrlich zu Ihnen sein. Ich habe keine Universität besucht und besitze keine Kenntnisse von den Wissenschaften außer denjenigen, die ein Durchschnittsmensch hat. Auch bin ich kein Gelehrter der Theorie des Buddhismus, ebensowenig kenne ich Pali, die Sprache, in der der Tipitaka (wörtlich die "Drei-Körbe" des Buddha-Dhamma) überliefert ist. Ich kann aber darauf hinweisen, daß ich Abhandlungen über den Buddhismus von sehr bekannten und gelehrten buddhistischen Mönchen in der Sprache von Myanmar in einem gewissen Umfang gelesen habe. Da mein Zugang zum Buddhismus eher ein praktischer als ein theoretischer ist, hoffe ich, Ihnen etwas vom Buddhismus darlegen zu können, das anderswo nicht so leicht zu erhalten ist. Ich muß aber zugeben, daß ich zur Zeit nur ein Schüler der praktischen Ausübung des Buddhismus bin, ein Experimentator, der durch den Buddhismus die Wahrheit über die Natur der Kräfte zu erkennen versucht. Weil das als Laie zu geschehen hat und noch dazu in der beschränkten Zeit, die dafür neben der Erfüllung verschiedener Pflichten eines verantwortungsvollen Regierungsbeamten übrig bleibt, ist der Fortschritt ziemlich langsam. Ich behaupte deshalb in keiner Weise, daß meine Aussagen vollkommen korrekt sind. Ich kann recht haben oder auch nicht. Aber ich versichere Ihnen, wenn ich etwas sage, dann sage ich es mit aufrichtigem Vorsatz, mit bester Absicht und mit Überzeugung.

Der Buddha sagte in der "Kalamer Sutta":(1)

 

"Geht, Kalamer, nicht nach Hörensagen, nicht nach Überlieferungen, nicht nach Tagesmeinungen, nicht nach der Autorität heiliger Schriften, nicht nach bloßen Vernunftgründen und logischen Schlüssen, nicht nach erdachten Theorien und bevorzugten Meinungen, nicht nach dem Eindruck persönlicher Vorzüge, nicht nach der Autorität eines Meisters. Wenn ihr aber, Kalamer, selbst erkennt: ‚Diese Dinge sind heilsam, sind untadelig, werden von den Verständigen gepriesen und, wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Segen und Wohl‘, dann, Kalamer, mögt ihr sie euch zu eigen machen."

 

Ich bitte Sie daher, mir nicht zu glauben, wenn ich zu den philosophischen Fragen komme, es sei denn, Sie sind überzeugt von dem, was ich sage, entweder aufgrund logischer Überlegung oder aufgrund eigener Erfahrung.

Das Böse zu meiden

Das Gute zu tun,

Den Geist zu reinigen,

Das sind die Lehren aller Buddhas.

Dhammapada, Vers 183

 

 

Dieser Auszug aus dem Dhammapada gibt in Kürze das Wesentliche des Buddhismus wieder. Es klingt einfach, aber es ist so schwierig zu praktizieren. Nur wenn man die Lehren des Buddha in die Praxis umsetzt, ist man ein wahrer Buddhist. Der Buddha sagte: (2)

 

"Ihr, denen ich die von mir erkannten Wahrheiten dargelegt habe, macht sie Euch zu eigen, übt euch darin, meditiert darüber, verbreitet sie überall, damit die reine Religion von langer Dauer sei und immer zum Nutzen, Segen und Wohl aller Gottheiten und Menschen gereichen möge."

 

Bevor ich mich mit den Lehren des Buddha befasse, die die Grundlage des Buddhismus bilden, möchte ich Sie zuerst mit der Lebensgeschichte des Buddha Gotama vertraut machen. Aus diesem Grund halte ich es für meine Pflicht, Ihnen die Zusammenhänge bestimmter buddhistischer Auffassungen darzulegen, die den meisten von Ihnen wahrscheinlich nicht bekannt sein dürfte. Ich möchte Ihnen deshalb zuerst eine kurze Beschreibung der buddhistische Auffassung des Universums, des Weltsystems, der Existenzebenen etc. geben. Dies wird Ihnen zweifellos einige Nahrung zum Denken geben. Ich möchte Sie jedoch bitten, geduldig zuzuhören und diese Dinge für den Moment auf sich beruhen zu lassen; Sie haben danach die Gelegenheit, Fragen zu stellen und diese zu diskutieren.

 

Das Universum

Die buddhistische Auffassung des Universums kann folgendermaßen zusammengefaßt werden: Es gibt das Okasa Loka (das Universum des Raumes), in welchem Nama und Rupa (Geist und Materie) existieren. Diese irdische Welt wird von Nama und Rupa (Geist und Materie) beherrscht, die ihrerseits unter dem Einfluß des Gesetzes von Ursache und Wirkung stehen. Weiters gibt es das Sankhara Loka (das Universum der Geisteskräfte), das erzeugend oder erzeugt ist. Dies ist eine rein geistige Ebene, die aus den schöpferischen Energien des Geistes entsteht, hervorgebracht durch körperliche Handlungen, durch Worte und Gedanken. Drittens und letztens gibt es das Satta Loka (das Universum der sichtbaren oder unsichtbaren Lebewesen). Diese Lebewesen sind das Ergebnis dieser geistigen Kräfte. Wir können diese drei eher als das "Drei-in-einem-Universum" bezeichnen, da sie von einander untrennbar sind. Sie sind sozusagen ineinander verwoben und durchdringen einander gegenseitig.

Was Sie am meisten interessieren wird, sind die Cakkavalas oder Weltsysteme, jedes mit seinen einunddreißig Existenzebenen. Jedes Weltsystem entspricht der Menschenwelt mit seinem Sonnensystem und anderen Existenzebenen. Es gibt Millionen und Abermillionen dieser Weltsysteme; sie sind einfach unzählbar. Die uns am nächsten liegenden zehntausend Weltsysteme befinden sich innerhalb des Jati-khetta (Ursprungsbereichs) eines Buddha. Als die berühmte Sutta (Lehrrede), nämlich die Maha Samaya (was soviel bedeutet wie die "Große Gelegenheit") von dem Buddha im Mahavana (Wald) in der Nähe der Stadt Kapilavatthu gepredigt wurde, waren in derTat nicht nur die Brahmas und Devas unseres Weltsystems, sondern auch die aller Zehntausend Weltsysteme anwesend, um den Lehren des Buddha zuzuhören. (3)

Der Buddha kann seine mit grenzenloser Liebe und grenzenlosem Mitleid erfüllten Gedanken auf Lebewesen von einer Milliarde solcher Weltsysteme ausdehnen, die sich innerhalb des Ana-khetta (Einflußbereiches) befinden. Die übrigen Weltsysteme sind im Visaya-khetta (im unendlichen Raum), jenseits der Reichweite des effektiven geistigen Einflusses des Buddha. Zieht man diese Auffassungen des Buddhismus in Betracht, bekommt man eine Vorstellung vom Ausmaß des Universums. Die materielle Bedeutungslosigkeit unserer Welt innerhalb des Okasa Loka (des Universums des Raumes) ist einfach erschreckend. Die Menschenwelt als ganzes ist nur ein Fleckchen im Weltraum.

Nun möchte ich Sie mit der Auffassung der einunddreißig Existenzebenen in unserem Weltsystem vertraut machen; diese sind natürlich auch in jedem anderen Weltsystem die gleichen. Grob gesprochen, bestehen sie aus dem:

I) Arupa Loka, den immateriellen (unstofflichen) Welten der Brahmas, dem

II) Rupa Loka, den feinmateriellen (feinstofflichen) Welten der Brahmas, und dem

III) Kama Loka, den Sinneswelten der Devas, Menschen und niederen Wesen.

 

Das Arupa Loka besteht aus den vier immateriellen Brahma-Welten, das heißt, es ist ohne Rupa oder Materie. Das Rupa Loka umfaßt die sechzehn feinmateriellen Brahma-Welten. Das Kama Loka besteht aus den

A) sechs Deva Lokas (oder Himmelswelten), nämich:

1) Catumaharajika (die Welt der Vier Schutzkönige),

2) Tavatimsa (die Welt der Dreiunddreißig)

3) Yama

4) Tusita

5) Nimmanarati (jene, die ihre eigenen Schöpfungen genießen)

6) Paranimmita-vasavati (jene, die die Schöpfungen anderer genießen)

 

B) der Menschenwelt und

C) den vier unteren Welten (Apaya):

1) Niraya (Hölle)

2) Tiracchana (Tierwelt)

3) Peta (Geisterwelt)

4) Asura (Dämonenwelt)

 

Diese Existenzebenen sind rein oder unrein, kühl oder heiß, hell oder dunkel, leicht oder schwer, angenehm oder elend, dem Charaker der Geisteskräfte entsprechend, die vom Geist durch die mit Handlungen,Worten und Gedanken verbundenen Willensaktivitäten (Cetana) erzeugt werden. Nehmen Sie z.B. den Fall eines religiösen Menschen, der das gesamte Universum aller Lebewesen mit unendlicher Güte und unendlichem Mitgefühl durchdringt. Er muß notwendigerweise Geisteskräfte erzeugen, die rein, kühl, leuchtend, hell und angenehm sind, Kräfte, die sich normalerweise in den Brahma-Welten anssiedeln. Nehmen wir nun das entgegengesetzte Beispiel eines unzufriedenen oder zornigen Menschen. Ein Sprichwort sagt: "Das Gesicht ist der Spiegel des Herzens."Die Unreinheit, Hitze, Dunkelheit, Schwere und das Elend des Geistes werden sich sofort für alle sichtbar in der Person widerspiegeln. Die Ursache dafür sind — so möchte ich sagen — unheilsame, mit Dosa (Zorn) verbundene Geisteskräfte, die zu den niederen Existenzebenen führen. Das gilt auch für Geisteskräfte, die durch Lobha (Gier) oder Moha (Verblendung) entstehen. Im Falle von verdienstvollen Handlungen wie Hingabe, Sittlichkeit und Großzügigkeit, denen eine Bindung an zukünftiges Wohlergehen zugrunde liegt, entsprechen die so erzeugten Geisteskräfte jenen, die normalerweise in den Sinneswelten der Devas (Himmelswesen) und der Menschen zu finden sind. Dies, meine Damen und Herren, sind einige der buddhistischen Konzepte, die für ein besseres Verständnis der Lebensgeschichte des Gotama Buddha von Bedeutung sind.

 

Die Vorbereitung für die Buddhaschaft(4)

Gotama Buddha ist der vierte von fünf Buddhas, die in dem Weltzyklus erscheinen, der als Bhadda Kappa (verheißungsvoller Weltzyklus) bekannt ist. Seine Vorgänger waren der Buddha Kakusanda, der Buddha Konagamana und der Buddha Kassapa. Es gab auch unzählige Buddhas, die in früheren Weltzyklen erschienen sind und die denselben Dhamma lehrten, der allen gereiften Wesen Befreiung vom Leiden und Tod bringt. Alle Buddhas sind voll Mitleid, voller Herrlichkeit und erleuchtet.

Ein Einsiedler namens Sumedha war von Buddha Dipankara so sehr inspiriert, daß er das Gelübde nahm, die notwendige Vorbereitungsarbeit zu erfüllen, um im Laufe der Zeit selbst ein Buddha zu werden. Der Buddha Dipankara gab ihm seinen Segen und prophezeite, daß er nach Ablauf von vier unermeßlichen Weltzeitaltern(5) und einhunderttausend Weltzyklen ein Buddha namens Gotama werden würde. Von dieser Zeit an entwickelte der Bodhisatta (der zukünftige Buddha) durch die Übung der zehn Paramitas (oder Paramis – das sind Tugenden, die zur Vervollkommnung führen) Leben für Leben geistige Energien der höchsten Qualität. Diese Paramitas sind:

1. Dana Parami Tugend des Almosengebens oder Großzügigkeit/Freigebigkeit

2. Sila Sittlichkeit

3. Nekkhamma Entsagung

4. Panna Weisheit

5. Viriya Ausdauer (Anstrengung)

6. Khanti Duldsamkeit (Geduld)

7. Sacca Wahrhaftigkeit

8. Addhiîîhana Entschlossenheit

9. Metta Güte (Allumfassende Liebe)

l0. Upekkha Gleichmut

 

Es ist daher eine äußerst schwierige Aufgabe, ein Buddha zu werden. Höchste Willenskraft ist erforderlich, um allein nur daran zu denken. Die Vorbereitungszeit des Bodhisatta endete mit seinem Leben als König Vessantara(6), der alle anderen Lebewesen beim Almosengeben übertraf. Er verschenkte sein Königreich, seine Frau, seine Kinder und alle weltlichen Besitztümer, um seinen feierlichen Schwur einzulösen, den er vor Buddha Dipankara geleistet hatte. Die folgende Existenz war er im Tusita (einer Himmelswelt) als der glorreiche Deva Setaketu, bis er, von jener Existenzebene befreit, im Schoß von Maya Devi empfangen wurde. Maya Devi war eine Königin und die Frau von König Suddhodana von Kapilavatthu, einem Ort in der Nähe des heutigen Nepal. Als die Zeit der Niederkunft nahte, wünschte die Königin, am Ort ihrer Eltern zu gebären. König Suddhodana ließ sie also in Begleitung ihres Gefolges, durch Wachen beschützt, zu ihren Eltern bringen. Auf demWeg wurde eine Rast im Lumbini-Hain eingelegt. Sie entstieg ihrer Sänfte und genoß die kühle Brise und den Duft der Sal-Blumen. Als sie gerade ihre rechte Hand nach einer Blüte auf einem Ast eines nahestehenden Sala-Baumes ausstreckte, gebar sie plötzlich und unerwartet einen Sohn, der der Vollkommen Erleuchtete Buddha werden sollte. Gleichzeitig fand auf vielfältige Weise eine Umwälzung der natürlichen Ordnung im Kosmos statt, und es ereigneten sich zweiunddreißig wunderbare Phänomene: Die materiellen Welten wurden in ihren Grundfesten erschüttert; im Sonnensystem gab es ein ungewöhnliches Leuchten; alle Wesen der materiellen Ebenen konnten einander sehen, die Tauben und Stummen wurden geheilt, himmlische Musik war zu hören u.s.w. In diesem Augenblick sprach Kaladevala, der Einsiedler-Lehrer des Königs Suddhodana, mit himmlischen Wesen der Tavatimsa Deva-Welt. Er war ein berühmter Einsiedler, Meister der acht "Erreichungen" (Samapattis), die ihm übernatürliche Kräfte verliehen. Als er inmitten der Freude, die in den Rupa und Kama Welten herrschte, von der Geburt des Königssohnes erfuhr, eilte er zurück in den Palast. Er bat darum, das Kind zu sehen, um es zu segnen. Als der König das Kind vor seinen Lehrer hinlegen wollte, geschah ein Wunder: Das Kind erhob sich in die Luft und berührte mit seinen winzigen Füßen den Kopf Kaladevalas. Dieser erkannte dadurch, daß das Kind kein geringerer als der Embryo-Buddha war. Aufgrund dieser Tatsache lächelte er, um jedoch gleich darauf in Tränen auszubrechen, weil er voraussah, daß er nicht mehr solange leben würde, um die Lehre des zukünfigen Buddha hören zu können. Nach seinem Tod würde er im Arupa Brahma Loka (in den immateriellen Existenzebenen der Brahmas) wiedergeboren werden, von denen aus er keinen Kontakt zu den materiellen Existenzebenen haben kann. Er war aufs äußerste betrübt darüber, daß er mit dem Buddha und seiner Lehre nicht in Berührung kommen würde.

In Anwesenheit bekannter Astrologen, die sich alle darüber einig waren, daß das Kind alle markanten Merkmale eines zukünftigen Buddha besitzt, wurde ihm am fünften Tag der Name Siddhattha gegeben. Seine Mutter, die Königin, starb jedoch eine Woche nach der Entbindung, und das Kind wurde von ihrer Schwester Pajapati-Gotami aufgezogen.

Siddhattha verbrachte seine Jugend in Bequemlichkeit, Luxus und in einer kulturellen Atmosphäre. Er galt als Wunderkind sowohl seines Intellekts als auch seiner Stärkewegen. Der König scheute keine Mühe, um das Leben des Jungen so angenehm wie möglich zu gestalten. Für die drei Jahreszeiten (der heißen, kalten und regnerischen) wurden drei Paläste erbaut. Mit allen Notwendigkeiten ausgestattet, sollten sie den Prinzen in eine Umgebung der Sinnlichkeit versinken lassen. Denn der König Suddhodana wünschte sich aus väterlichem Affekt heraus, daß sein Sohn, der weltlichen Sphäre ergeben, ein König wird und nicht ein Erleuchteter Buddha. Er war immer darum bemüht, seinen Sohn in einer Umgebung aufwachsen zu lassen, die dem Entstehen höherer philosophischer Ideen nicht förderlich war. Um sicher zu gehen, daß die Gedanken des Prinzen niemals diese Richtung einschlagen würden, ließ er anordnen, daß keiner seiner Diener und Kontaktpersonen jemals Themen wie Alter, Krankheit oder Tod ansprechen sollten. Sie hätten sich so zu verhalten, als ob es keine unangenehmen Phänomene in der Welt gäbe. Diener und Gefolge, die das geringste Anzeichen des Alterns, der Schwäche oder einer Krankheit zeigten, wurden ersetzt. Andererseits sollten fortwährend stattfindende Tanz- und Musikveranstaltungen sowie fröhliche Feste den Prinzen vollkommen im Banne der Sinnlichkeit gefangen halten.

 

Die Große Entsagung

Als jedoch Tage, Monate und Jahre vorübergingen, verlor die monotone sinnliche Umgebung langsam ihren Einfluß auf Prinz Siddhattha. Seine geistigen Qualitäten, die er in all seinen unzähligen früheren Leben für das große Ziel der Buddhaschaft entwickelt hatte, wurden automatisch geweckt. Wenn zuweilen die Welt der Sinnlichkeit ihre Kontrolle über seinen Geist verlor, kamen seine inneren Qualitäten zum Vorschein, und sein Geist entwickelte sich mittels der Kraft von Samadhi (Konzentration), die ihn auch als Baby in die Luft und auf den Kopf Kaladevalas gehoben hatte, zu einem Zustand der Reinheit und Ruhe. Der Krieg der Nerven begann. Sein erster Gedanke war die Flucht in einen Zustand jenseits von Sinnlichkeit und Leidenschaft. Er hatte den Palast noch nie verlassen, deshalb wollte er wissen, was außerhalb der Palastmauern existiert. Er wollte die Natur so sehen, wie sie ist, und nicht so, wie sie vom Menschen geschaffen wurde. Deshalb entschloß er sich, den Königlichen Park jenseits der Palastmauern zu besichtigen. Ungeachtet der Vorsichtsmaßnahmen, die der König traf, um den Weg von unansehnlichen Dingen frei zu machen, sah der Prinz bei seiner ersten Ausfahrt einen vom Alter gebeugten Menschen. Als nächstes sah er einen von einer unheilbaren Krankheit befallenen Menschen. Danach sah er einen Leichnam, und auf seiner letzten Ausfahrt begegnete ihm ein Mönch. All dies gab ihm ernsthaft zu denken. Seine geistige Einstellung wurde durch diese Erlebnisse verändert. Sein Geist klärte sich von Unreinheiten und stimmte sich ein auf seine eigenen geistigen Qualitäten, die er im Sankhara Loka (auf der Ebene der Geisteskräfte) angesammelt hatte. Zu diesem Zeitpunkt war sein Geist von Hindernissen befreit und ruhig, rein und stark. All dies ereignete sich in jener Nacht, in der seine Frau einem Sohn das Leben schenkte, eine neue Bindung, die ihn fesseln würde. Er war jedoch immun gegen alles, was sein geistiges Gleichgewicht hätte stören können. Die Qualität der Entschlossenheit ließ in ihm einen festen Vorsatz heranreifen: Er beschloß, einen Fluchtweg aus Geburt, Alter, Leiden und Tod zu suchen. Diesen feierlichen Entschluß faßte er zu Mitternacht. Er befahl seinem Diener Channa, seinen Hengst Khanthaka zu satteln. Nach einem letzten Blick auf seine Frau und sein neugeborenes Kind brach Prinz Siddhattha mit allen Familienbanden und mit der ganzen Welt und machte die Große Entsagung. Er ritt durch die Stadt zum Fluß Anoma, den er überquerte, um erst dann wieder zurückzukehren, wenn er seine Mission erfüllt hätte.

 

Die Suche nach Wahrheit

Nach der Großen Entsagung begab sich Prinz Siddhattha im Gewand eines Wanderasketen mit einer Almosenschale in der Hand auf die Suche nach möglichen Lehrern. Er vertraute sich der geistigen Führung zweier bekannter Brahmanen-Lehrer namens A¡ara und Uddaka an. A¡ara betonte den Glauben an Atman (Seele) und lehrte, daß die Seele vollkommene Befreiung erreiche, wenn sie von den materiellen Begrenzungen befreit ist. Dies befriedigte den Prinzen jedoch nicht. Als nächstes suchte er Uddaka auf, der jedoch in seiner Lehre zu starkes Gewicht auf die Wirkung des Kamma (Willenshandlungen) und auf die Seelenwanderung legte. Beide konnten sich nicht von dem Konzept einer "Seele" befreien, und der Prinz-Asket ahnte, daß es in dieser Beziehung noch etwas anderes zu lernen gab. Deshalb verließ er beide, um den Weg zur Befreiung selbst zu erarbeiten. Zu dieser Zeit hatte er natürlich schon die acht "Erreichungen" (Samapattis) verwirklicht und war ein Meister in der Ausübung aller übernatürlicher Kräfte, miteingeschlossen der Fähigkeit, die Ereignisse vieler zukünfiger und entsprechend auch vergangener Weltzyklen zu sehen. Diese Fähigkeiten gehörten alle dem weltlichen Bereich an, für den der Prinz-Asket kein besonderes Interesse hegte. Denn seine Absicht war es, einen Fluchtweg aus diesem weltlichen Bereich von Geburt, Leiden und Tod zu finden.

Später schlossen sich ihm fünf Asketen an; einer von ihnen hieß Kondanna; er war der Astrologe, der am fünften Tag nach seiner Geburt die Voraussage gemacht hatte, daß er gewiß ein Buddha werden würde. Diese Asketen unterstützten ihn mit großer Hingabe während der sechs Jahre, die er mit verschiedenen Fasten- und Meditationsübungen verbrachte. Er unterwarf sich verschiedenen Arten von strengen Härteübungen, Selbstkasteiungen und Disziplinen, bis er fast zum Skelett abgemagert war. In der Tat fiel er eines Tages aufgrund von Erschöpfung in Ohnmacht. Nachdem er diesen Zustand überlebt hatte, änderte er seine Methode, folgte einem mittleren Pfad und erkannte, daß dadurch der Weg zur Erleuchtung klarer wurde.

 

Das Erreichen der Buddhaschaft

Am Vorabend des Vollmondtages von Vesak(7), genau vor 2540 Jahren, saß Prinz Siddhattha, ein Wanderasket, mit gekreuzten Beinen unter einem Bodhi-Baum am Ufer des Flusses Neranjara im Wald von Uruvela (in der Nähe der heutigen Stadt Buddhagaya). Er faßte den stärksten aller Entschlüsse, sich unter keinen Umständen aus dieser Position zu erheben, bis er nicht die Wahrheit und die Erleuchtung, die Buddhaschaft, erlangt hätte, selbst wenn dieser Versuch denVerlust seines Lebens bedeuten würde.

Das große Ereignis rückte näher. Der Prinz-Asket sammelte seine ganze Geisteskraft, um Einspitzigkeit des Geistes zu erreichen, die für die Entdeckung der Wahrheit so wesentlich ist. Er mußte erkennen, daß bei dieser Gelegenheit das Ausbalancieren der geistigen Kräfte nicht so leicht war wie bisher. Es gab nicht nur die verschiedensten Geisteskräfte der niederen und höheren Existenzebenen rund um ihn herum, es gab auch starke Einwirkungen, die sein inneres Gleichgewicht zeitweise störten. Der Widerstand der undurchdringbar scheinenden Kräftemassen gegen die Strahlung des Lichtes, das er normalerweise entwickeln konnte, war ungewöhnlich stark. Vielleicht weil es das letzte Stück Weg zur Buddhaschaft war, wirkte Mara, der oberste Herrscher aller negativen Kräfte, im Hintergrund. Der Prinz jedoch durchdrang allmählich diese Gegenkräfte mit Hilfe seiner eigenen Geisteskräfte, die notwenigerweise im richtigen Augenblick in ihm wachgerufen wurden. Er legte ein Gelübde ab und rief alle Brahmas und Devas an, die Zeugen der Erfüllung seiner zehn großen Vervollkommnungen waren, ihm beim Ringen um das große Ziel beizustehen. Diese Verbindung mit den überragend reinen Geisteskräften der Brahmas und Devas zeitigte ein gute Wirkung. Er durchdrang die dichten Kräftemassen, die eine Zeitlang undurchdringbar erschienen waren, und löschte sie mit zunehmender Verbesserung seiner Geisteskontrolle ein für allemal aus. Der Prinz überwand alle Hindernisse, entwickelte die Konzentration und erlangte einen Zustand vollkommener geistiger Reinheit, Ruhe und Gleichmut. Nach und nach wurde sein Bewußtsein von wahrer Einsicht erfüllt. Intuitiv fand er die Lösung der wesentlichen Probleme, mit denen er sich konfrontiert sah. Durch Einsichtsmeditation über die Realität seiner eigenen Natur wurde ihm klar, daß es keine Substanzialität (Festigkeit) im menschlichen Körper gibt, wie es offensichtlich scheint, sondern daß dieser nur aus unzähligen Millionen von Kalapas zusammengesetzt ist. Ein jedes Kalapa ist etwa der 46756-te Teil eines Staubpartikels, das von einem Wagenrad im Sommer hochgewirbelt wird. Nach weiterer Untersuchung erkannte er, daß ein Kalapa sich ständig verändernde Materie ist. Dasselbe gilt für den Geist, der die geistigen Kräfte (die erschaffenden Kräfte), die hinausgehen, und die geistigen Kräfte (die geschaffenen Kräfte), die hereinkommen, darstellt, die sich kontinuierlich und ewig im System eines Individuums kristallisieren.

Der Buddha erklärte dann, daß ihm das Auge der Weisheit (Pannacakkhu) entstanden sei, als er die falsche Vorstellung der Substantialität oder der Festigkeit in sich überwand. Mit Hilfe der Linse vom Samadhi (Konzentration) sah er die Kalapas, die er als dem Gesetz von Anicca (Veränderlichkeit, Vergänglichkeit) unterworfen erkannte; er identifizierte sie als wesenlos, nur durch Verhaltensmerkmale bedingt. Er befreite sich von einer Sichtweise, die wir im Buddhismus "Pannatti" (Konzept) nennen. Auf diese Weise kam er zur Einsicht von "Paramattha" oder zur Einsicht in die Natur der Kräfte, in anderen Worten: zur Einsicht in die "Letztgültige Realität".

Dementsprechend gelangte er zur unmittelbaren Erkenntnis der unaufhörlichen Veränderung von Geist und Materie in ihm selbst (Anicca) und als Konsequenz davon zur Wahrheit des Leidens (Dukkha). An diesem Punkt löste sich sein Egozentrismus in nichts auf, und er erreichte einen Zustand jenseits des Leidens (Dukkha Nirodha), der ohne jede Spur von Atta oder Verhaftung an ein Selbst ist. Geist und Materie erkannte er als leere Phänomene, die auf ewig unter dem Einfluß von Ursache und Wirkung und dem Gesetz der Bedingten Entstehung stehen. Die Wahrheit war verwirklicht. Die innewohnenden Eigenschaften eines Embryo-Buddha entwickelten sich, und er verwirklichte in der Dämmerung von Vesak Vollkommene Erleuchtung. Wahrlich, Prinz Siddhatta erreichte Samma-Sambodhi (Höchste Erleuchtung) und wurde der Buddha, der Erwachte, der Erleuchtete, der Allwissende. Er war in einer Weise erwacht, im Vergleich dazu sich alle anderen im Zustand des Schlafens und Träumens befanden. Er war in einer Weise erleuchtet, im Vergleich dazu alle anderen Menschen im Dunkeln herumstolperten und herumtappten. Er wußte mit einer Art von Weisheit, zu der im Vergleich das Wissen aller anderen Menschen eine Art von Unwissenheit war.

Sehr geehrte Damen und Herren, ich habe heute viel von Ihrer Zeit in Anspruch genommen. Ich danke Ihnen für Ihr geduldiges Zuhören. Ich muß mich auch beim Klerus dieser Kirche dafür bedanken, mir freundlicherweise die Erlaubnis gegeben zu haben, diesen Vortrag hier halten zu dürfen.

 

2. Vortrag (30. September 1951)

 Am letzten Sonntag habe ich Ihnen einen kurzen, einen sehr kurzen Überblick über das Leben unseres Buddha bis zum Zeitpunkt, als er die Buddhaschaft erreichte, gegeben. Heute werde ich Ihnen über seine Lehren berichten. Die buddhistischen Lehren werden in den Tipiîakas, wie wir sie nennen, aufbewahrt; diese beinhalten die Sutten (die Lehrreden), die Vinaya (die Verhaltensregeln für die Sanghas oder die Mönche) und den Abhidhamma (die philosophischen Lehren). Die Tipitakas liegen in der Pali–Sprache in mehreren Bänden vor, und ein intelligenter Pali–Schüler würde einige Monate brauchen, nur um sie durchzulesen. Ich schlage deshalb vor, daß ich mich heute auf das Wesentliche beschränke, d.h. auf die grundlegenden Wahrheiten des Buddhismus.

Bevor der Buddha die Aufgabe auf sich nahm, sein Dhamma (seine Lehre) zu verbreiten, verweilte er 49 Tage ohne Unterbrechung in stiller Meditation: Sieben Tage unter dem Bodhibaum und je sieben Tage an sechs anderen Plätzen nahebei, an denen er sich zeitweise des Friedens des Höchsten Nibbana erfreute und zu anderen Zeiten die sehr subtilen Probleme des Paramattha Dhamma (Letztgültige Realität) tiefergehender erforschte. Als er das Gesetz der Paîîhana (das Gesetz der Beziehungen) vollständig gemeistert hatte, das von den unendlich vielen Arten der Beziehungen zwischen Gedankenmomenten handelt, gingen von seinem Körper leuchtende Strahlen in sechs Farben aus, die schließlich einen Lichtschein von sechsfarbigen Strahlen um den Kopf herum formten. An diesen siebenmal sieben Tagen der Meditation nahm er kein Essen zu sich. Es ist für uns unmöglich, 49 Tage lang ohne Nahrung zu leben. In der Tat befand er sich während dieser Zeit auf einer rein geistigen Ebene zum Unterschied zur körperlichen Ebene, auf der sich die Menschen normalerweise befinden. Die feinmaterielle Existenz und das Lebenskontinuum der Lebewesen in der feinmateriellen Welt der Brahmas werden nicht durch materielle Nahrung erhalten, sondern durch "Piti des Jhana" (die Freude der Versenkung), die in sich selbst eine Nahrung darstellt. Dies war bei dem Buddha der Fall, der sich während dieses langen Zeitraumes eher auf einer geistigen als auf einer körperlichen Ebene befand. Unsere Experimente in diesem Forschungsbereich haben uns zur festen Überzeugung geführt, daß dies für einen Menschen von solch hoher intellektueller und geistiger Entwicklung wie die eines Buddha möglich ist.

Am Morgen des 50. Tages seiner Buddhaschaft erhob er sich aus dieser langen Meditation. Er war nicht müde oder erschöpft; da er sich aber nicht länger auf einer geistigen Ebene befand, hatte er ein Bedürfnis nach Nahrung. Zu dieser Zeit reisten zwei ausländische Händler mit mehreren mit Waren beladenen Lastkarren durch den Wald von Uruvela. Ein Deva des Waldes, der in einer vorhergehenden Existenz mit ihnen verwandt gewesen war, gab ihnen den Rat, die Gelegenheit zu nutzen, dem Allerleuchteten Buddha, der sich soeben von seiner Meditation erhoben hatte, Respekt zu erweisen. Sie suchten deshalb den Ort auf, an dem der Buddha saß. Er war von einem sechsfarbigen Strahlenkranz umgeben. Und sie konnten ihren Gefühlen nicht widerstehen. Sie warfen sich in Verehrung und Bewunderung vor dem Buddha nieder und boten ihm später getrocknetes Reisgebäck mit Honig an, die erste Mahlzeit für den Buddha. Dann wurden sie als seine Laienschüler angenommen. Sie baten den Buddha um etwas, das sie verehren könnten, und daraufhin gab er ihnen acht Haarsträhnen von seinem Kopf. Es wird Sie überraschen zu hören, daß diese zwei Händler Tapussa und Bhallika aus Ukkala(8) waren, dem heutigen Yangon, früher Rangun, wo Sie sich zur Zeit befinden. Und in der berühmten Shwedagon-Pagode, die Sie wahrscheinlich alle besichtigt haben, wurden vor 2540 Jahren alle acht Haarreliquien des Buddha unter der persönlichen Aufsicht des damaligen Herrschers von Ukkala aufbewahrt. Die Pagode ist bis heute durch die nachfolgenden buddhistischen Könige und Gläubigen erhalten und renoviert worden. Unglücklicherweise waren diese zwei Händler aus Ukkala, die das Privileg hatten, die ersten Laienschüler des Buddha zu werden, lediglich Schüler aufgrund von Vertrauen, ohne den Geschmack des Buddha-Dhamma in tatsächlicher Ausübung gekostet zu haben, wodurch sie allein Befreiung vom Leiden und vom Tod hätten erfahren können. Vertrauen ist zweifelsohne ein anfängliches Erfordernis, es ist jedoch die Ausübung der Lehre, die wirklich zählt. Der Buddha hat deshalb gesagt: "Der Pfad muß von jedem einzelnen begangen werden; die Buddhas zeigen nur den Weg".(9)

 

Die Lehren des Buddha

Der "Buddhismus" ist dem Begriffe(10) nach keine Religion, da er im Gegensatz zu allen anderen Religionen kein Zentrum in Gott hat. Genau genommen ist der Buddhismus ein philosophisches System verbunden mit sittlichen Verhaltensregeln, die sich auf den körperlichen und geistigen Bereich beziehen. Das Ziel ist Auslöschung des Leidens und des Todes.

Die Vier Edlen Wahrheiten, die vom Buddha in seiner ersten Lehrrede dargelegt wurden, die als Dhamma-cakka-ppavattana Sutta (d. h. die Lehrrede, die das Rad der Lehre in Bewegung setzt) bekannt ist, bilden die Grundlage dieses philosophischen Systems. Tatsächlich legen die ersten drei der vier Edlen Wahrheiten die Philosophie des Buddha dar, während die vierte (der Edle Achtfache Pfad, ein auf Sittlichkeit und Philosophie beruhendes System) als Mittel zur Verwirklichung des Zieles dient. Diese erste Lehrrede wurde den fünf Asketen, angeführt von Kondanna, gehalten. Diese fünf waren seine früheren Gefährten auf der Suche nach der Wahrheit. Kondanna war der erste Schüler des Buddha, der den Dhamma ausübte und Arahatschaft erreichte (d. h., er wurde ein Heiliger, der jenseits der Begrenzungen aller Fesseln angelangt war).

Pfad, ein auf Sittlichkeit und Philosophie beruhendes System) als Mittel zur Verwirklichung des Zieles dient. Diese erste Lehrrede wurde den fünf Asketen, angeführt von Kondanna, gehalten. Diese fünf waren seine früheren Gefährten auf der Suche nach der Wahrheit. Kondanna war der erste Schüler des Buddha, der den Dhamma ausübte und Arahatschaft erreichte (d. h., er wurde ein Heiliger, der jenseits der Begrenzungen aller Fesseln angelangt war).

Wir kommen jetzt zu den Vier Edlen Wahrheiten. Diese sind:

1. Dukkha Sacca: die Wahrheit vom Leiden

2. Samudaya Sacca: die Wahrheit von der Entstehung des Leidens

3. Nirodha Sacca: die Wahrheit von der Auslöschung

des Leidens

4. Magga Sacca: die Wahrheit des Pfades, der zur Auslöschung des Leidens führt

 

Um zu einem umfassenden Verständnis der grundlegenden philosophischen Anschauungen des Buddha zu kommen, wird ausdrücklich die Notwendigkeit betont, die Wahrheit vom Leiden zu erkennen. Um diesen Punkt klar und verständlich zu machen, ging der Buddha dieses Problem von zwei Seiten an:

Erstens ließ der Buddha seine Schüler durch einen Prozeß gedanklicher Reflexion zur Einsicht kommen, daß das Leben ein Kampf ist, daß Leben Leiden ist, Alter Leiden ist, Krankheit Leiden ist und Tod Leiden ist. Doch der Einfluß der Sinnlichkeit auf den Menschen ist so stark, daß er sich gewöhnlich darin verliert und vergißt, welchen Preis er für sinnliche Vergnügen bezahlen muß. Man denke nur daran, wie unbequem das Leben in der vorgeburtlichen Phase sein und wie das Kind von der Geburt an um seine Existenz kämpfen muß. Man denke daran, was wir uns alles erwerben und aneignen müssen, wenn wir mit der Welt konfrontiert werden, und wie selbst bei einem Erwachsenen der Kampf bis zum letzten Atemzug währt. Man kann sich sehr gut vorstellen, was Leben ist: Leben ist wahrlich Leiden. Je mehr man an seinem Ich hängt, desto größer ist das Leiden. In der Tat werden die Schmerzen und Leiden, denen der Mensch unterworfen ist, nur durch kurze sinnliche Vergnügen verdrängt, die jedoch kaum mehr als ein gelegentliches Aufflackern von Licht in der Dunkelheit darstellen. Es ist Moha (der Verblendung) zuzuschreiben, die den Menschen von der Erkenntnis der Wahrheit trennt. Sonst nämlich hätte er sich mit Sicherheit einen Weg erarbeitet, der ihn vom Kreislauf von Leben, Leiden und Tod befreit.

Zweitens machte der Buddha seinen Schülern klar, daß der menschliche Körper aus Kalapas (subatomaren Einheiten) besteht, wobei jedes Kalapa im Moment des Entstehens auch wieder vergeht. Jedes Kalapa ist eine Masse, die aus den folgenden Naturelementen besteht:

 

1. Pathavi: Ausdehnung (wörtlich: Erde)

2. Apo: Kohäsion (wörtlich: Wasser)

3. Tejo: Strahlung (wörtlich: Hitze und Kälte)

4. Vayo: Bewegung (wörtlich: Luft)

5. Vanna: Farbe

6. Gandha: Geruch

7. Rasa: Geschmack

8. Oja: Nahrungsessenz

 

Die ersten vier dieser Elemente werden Maha-Bhutas genannt; sie verleihen einem kalapa die vorherrschenden materiellen Eigenschaften. Die letzten vier sind lediglich Nebenerscheinungen, die von den ersten vier abhängen und aus ihnen entstehen. Ein Kalapa ist das kleinste Teilchen, das auf der physischen Ebene wahrgenommen werden kann. Nur wenn die acht Naturelemente, die im Grunde lediglich den Charakter von Verhalten aufweisen, zusammentreffen, entsteht die Enheit eines kalapas. Anders ausgedrückt: Während des sehr kurzen Moments der Koexistenz dieser acht Naturelemente existiert jene Masse, die ein Kalapa genannt wird. Die kalapas befinden sich in einem Zustand der fortwährenden Veränderung oder des Wandels. Sie sind nichts anderes als ein Strom von Energien, ebenso wie das Licht einer Kerze oder das Licht einer elektrischen Glühbirne Energieströme darstellen. Das, was wir als den Körper bezeichnen, ist nicht eine feststehende Einheit, wie es den Anschein hat, sondern ein Kontinuum von Masse und gleichzeitig bestehender Lebenskraft.

Für den gewöhnlichen Betrachter ist ein Stück Eisen bewegungslos. Doch der Wissenschaftler weiß, daß es aus Elektronen zusammengesetzt ist, die sich alle in einem Zustand der fortwährenden Veränderung oder des Wandels befinden. Wenn dies für ein Stück Eisen Gültigkeit besitzt, wieviel mehr gilt es dann für den Fall eines lebenden Organismus' wie z.B. dem eines Menschen? Die Veränderungen, die im Inneren eines menschlichen Körpers stattfinden, müssen weitaus turbulenter sein. Fühlt der Mensch die schwingenden Vibrationen in seinem Inneren? Fühlt der Wissenschaftler, der weiß, daß sich alles in ständiger Veränderung und in ständigem Wandel befindet, jemals, daß sein eigener Körper ausschließlich Energie und Vibration ist?" Was wird wohl die Rückwirkung auf die Einstellung eines Menschen sein, der auf introspektive Weise sieht, daß sein Körper nur Energie und Vibration ist? Um seinen Durst zu löschen, kann man ein Glas Wasser vom Dorfbrunnen trinken. Doch angenommen, die eigenen Augen wären so stark wie die Linsen eines Mikroskops; sicherlich würde man beim Anblick der vergrößerten Mikroben zögern, das Brunnenwasser zu trinken. Ebenso muß man aufgrund der Erkenntnis der ständigen Veränderung in seinem eigenen Inneren (Anicca oder Vergänglichkeit) zwangsläufig zur Erkenntnis der Wahrheit des Leidens gelangen. Dies geschieht durch das direkte Fühlen und Gewahrwerden der Strahlung, der Vibration und der Reibung der atomaren Einheiten im Inneren. Leben ist in der Tat Leiden, innen wie außen, in allen Erscheinungen und in letztgültiger Wirklichkeit.

Wenn ich sage, daß Leben Leiden ist, so wie es der Buddha lehrte, dann seien Sie bitte so gut, hier nicht mit der Vorstellung wegzulaufen, daß demgemäß das Leben elend ist, daß das Leben nicht lebenswert ist und daß die buddhistische Auffassung des Leidens fürchterlich ist, weil sie einem keine Chance für ein einigermaßen glückliches Leben läßt. Was ist Glück? Sind die Menschen in der Welt in Anbetracht des materiellen Fortschritts, den die Wissenschaft erreicht hat, glücklich? Sie mögen ab und zu sinnliches Vergnügen finden, aber im Inneren ihrer Herzen sind sie nicht glücklich darüber, was geschehen ist, was geschieht und was demnächst geschehen mag. Warum nicht? Weil es dem Menschen, obwohl er Herrschaft über die Materie besitzt, noch an der Beherrschung des eigenen Geistes mangelt.

Vergnügen, das auf Grundlage der Sinnlichkeit entsteht, ist nichts im Vergleich zu Pïti (oder Verzückung), die durch den Inneren Frieden des Geistes entsteht. Dieser Innere Friede kann durch einen Prozeß buddhistischer Meditation erreicht werden. Sinnlichen Freuden gehen Schmerzen und Mühen voraus, und sie folgen ihnen ebenso vergleichbar einem Bauern, der Vergnügen daran findet, vorsichtig seinen Juckreiz am Körper zu kratzen. Pïti ist frei von solchen Schmerzen und Mühen irgendwelcher Art. Da Sie es von der sinnlichen Sphäre her betrachten, wird es schwierig für Sie sein, dieses Piti richtig einzuschätzen. Ich weiß jedoch, daß auch Sie den Geschmack und die Freude von Piti kosten können, um dann ein vergleichendes Werturteil abgeben zu können. Es gibt daher keinen Grund zur Annahme, daß der Buddhismus etwas lehrt, das Ihnen durch den Alptraum des Leidens ein erbärmliches Gefühl vermittelt. Aber bitte glauben Sie mir, er wird Ihnen einen Ausweg aus den normalen Lebensbedingungen aufzeigen wie eine Lotusblume im kristallklaren Wasser, die immun ist in bezug auf ihre gefährliche Umgebung. Er wird Ihnen den "Inneren Frieden" geben, der Ihnen Befriedigung gibt, sodaß Sie nicht nur über die tagtäglichen Lebensprobleme hinauswachsen können, sondern langsam aber sicher auch die Begrenzung von Leben, Leiden und Tod überwinden.

Was ist also der Ursprung des Leidens? Der Buddha sagte, der Ursprung des Leidens ist Tanha (Begehren). Ist einmal der Samen des Verlangens gesät, wächst er heran zu Begehren und multipliziert sich zu Gier oder Sucht, entweder nach Macht oder nach materiellem Gewinn. Der Mensch, in dem dieser Samen zu keimen beginnt, wird zum Sklaven dieser Begierden; er wird automatisch zu höchster geistiger und körperlicher Anstrengung getrieben, um mit ihnen Schritt halten zu können, bis das Ende kommt. Das letztendliche Ergebnis ist mit Sicherheit die Anhäufung von negativen Geisteskräften, die durch die eigenen Handlungen, Worte und Gedanken ausgelöst wurden, welche wiederum durch eigenes Lobha (Gier) bzw. Dosa (Übelwollen) motiviert waren.

Philosophisch gesehen sind es die geistigen Kräfte der Handlungen (Sankhara), die im Laufe der Zeit auf die Person zurückwirken, von der diese Handlungen hervorgebracht wurden. Diese geistigen Kräfte der Handlungen sind verantwortlich für den Fluß von Geist und Materie, den Ursprung des Leidens im Inneren.

Der zur Auslöschung des Leidens führende Pfad

Was ist dann der Weg, der zur Auslöschung des Leidens führt? Der Weg ist kein anderer als der Edle Achtfache Pfad, wie er vom Buddha in seiner ersten Lehrrede dargelegt wurde. Dieser Edle Achtfache Pfad ist in drei Hauptabschnitte geteilt: in Sila, Samadhi und Panna.

Sila (Die sittlichen Gebote)

1. Rechte Rede

2. Rechtes Tun

3. Rechter Lebensunterhalt

Samadhi (Gleichmut des Geistes)

4. Rechte Übung

5. Rechte Achtsamkeit

6. Rechte Konzentration

Panna (Weisheit, Einsicht)

7. Rechtes Gesinnung

8. Rechtes Verstehen

 

I. Sila: Die drei charakteristischen Aspekte von Sila sind:

1. Samma-vaca: Rechte Rede

2. Samma-kammanta: Rechtes Tun

3. Samma-ajiva: Rechter Lebensunterhalt

Rechte Rede bedeutet Rede, die wahr, von Nutzen und weder falsch noch bösartig ist.

Rechtes Tun oder Rechtes Handeln umfaßt die Grundsätze sittlichen Verhaltens im Gegensatz zu Verhaltensweisen, die Töten, Stehlen, sexuelles Fehlverhalten und Trunkenheit miteinschließen.

Rechter Lebensunthalt bedeutet, seinen Lebenserwerb nicht durch Berufe zu bestreiten, die das Leiden von Lebewesen vergrößern wie z.B. Sklavenhandel, Waffenproduktion oder Drogenhandel.

Diese stellen einen allgemeinen sittlichen Kodex dar, wie er von Buddha in seiner ersten Lehrrede dargelegt wurde. Später hat er diesen jedoch näher erläutert und getrennte Verhaltensregeln für Mönche und Laienschüler eingeführt. Ich muß darauf, was für Mönche vorgeschrieben wurde, nicht näher eingehen und möchte Sie nur mit dem sittlichen Kodex oder den sittlichen Geboten für buddhistische Laienschüler vertraut machen. Diese werden "Panca Sila" oder die "Fünf Gebote" genannt.

l. Panatipata: Sich enthalten vom Töten von Lebewesen (Das Leben ist das kostbarste Gut für alle Lebewesen; durch dieses Gebot schließt der Buddha in seinem Mitleid alle Lebewesen mit ein.)

2. Adinn’adana: Sich enthalten, etwas zu nehmen, was einem nicht gegeben wird (Dies dient als Vorkehrung gegen unangemessenes Begehren nach Besitz.)

3. Kamesu-miccha-cara: Sich enthalten von sexuellem Fehlverhalten (Das sexuelle Begehren ist im Menschen latent vorhanden, unwiderstehlich für fast alle. Unrechte sexuelle Handlungen werden deshalb vom Buddha untersagt.)

4. Musavada: Sich enthalten vom Lügen (Dieses Gebot ist miteingeschlossen, um auf sprachlicher Ebene das Wesen der Wahrheit zu erfüllen.)

5. Sura-meraya: Sich enthalten von der Einnahme von Rauschmitteln (Rauschmittel bewirken den Verlust der Standhaftigkeit des Geistes und des logischen Denkens, die bei der Verwirklichung der Wahrheit so wichtig sind.)

Dieses Panca Sila hat daher den Zweck, körperliche und sprachliche Handlungen zu kontrollieren, und dient als Grundlage für Samadhi (Gleichmut des Geistes).

II. Samadhi

Meine Damen und Herren, wir kommen jetzt zum geistigen Aspekt des Buddhismus, für den Sie – da bin ich mir sicher – großes Interesse haben werden. Die zweite Stufe des Edlen Achtfachen Pfades (Samadhi) beinhaltet:

1. Samma-vayama: Rechte Übung

2. Samma-sati: Rechte Achtsamkeit

3. Samma-samadhi: RechteKonzentration

Rechte Übung ist natürlich eine Voraussetzung für Rechte Achtsamkeit. Wenn man nicht eine entschlossene Anstrengung unternimmt, den Spielraum der Gedanken des umherschweifenden und ruhelosen Geistes einzuschränken, kann man nicht erwarten, jene Achtsamkeit des Geistes zu erreichen, die einem wiederum dazu verhelfen wird, den Geist durch rechte Konzentration zu einem Zustand der "Einspitzigkeit" und des Gleichmuts (oder Samadhi) zu entwickeln. Ist so ein Zustand erreicht, so wird der Geist frei von Hindernissen, rein und friedlich, leuchtend im Innern und nach außen hin. Der Geist wird in einem solchen Zustand kraftvoll und hell. Nach außen hin wird dies durch Licht repräsentiert, welches jedoch nur ein geistiger Reflex ist und vom Licht eines Sternes bis zu dem der Sonne variiert. Um es offen zu sagen, dieses Licht, das in vollkommener Dunkelheit vor dem geistigen Auge auftritt, ist eine Manifestation der Reinheit, Ruhe und Klarheit des Geistes.

Die Hindus arbeiten dafür: Vom Licht zur Leere zu gehen und dann zurück zum Licht, ist wahrlich brahmanisch. Im Neuen Testament, im Buch Matthäus, wird vom "Körper voller Licht" gesprochen. Wir hören auch von römisch-katholischen Priestern, die regelmäßig meditieren, um dieses wunderbare Licht zu erfahren. Auch im Koran wird Schwergewicht auf die"Manifestation des göttlichen Lichtes" gelegt.

Dieser geistige Lichtreflex kennzeichnet innere, geistige Reinheit und bildet die wesentliche Grundlage allen religiösen Lebens, ungeachtet der Tatsache, ob jemand ein Buddhist, ein Hindu, ein Christ oder ein Moslem ist. In der Tat ist die "Reinheit des Geistes" der größte gemeinsame Nenner aller Religionen. Liebe, die allein die Einigung der Menschheit bewirken kann, muß an erster Stelle stehen; dies vermag sie jedoch erst, wenn der Geist vollkommen rein ist. Ein ausgeglichener Geist ist notwendig, um den unausgeglichenen Geist der anderen auszugleichen. "So wie ein Bogenschütze seinen Pfeil begradigt, so begradigt auch der weise Mensch seinen unruhigen und unsteten Geist, der schwierig zu behüten, schwierig zurückzuhalten ist." (11) Dies verkündete der Buddha. Geistige Übung ist genauso notwendig wie körperliche Übung. Warum geben wir dann nicht dem Geist eine Übung, damit er stark und rein wird und wir uns des "Inneren Friedens von Jhana" erfreuen können?

Wenn der Innere Friede den Geist zu durchdringen beginnt, wird man mit Sicherheit Fortschritte im Wissen um die Wahrheit machen.

Ob Sie es glauben oder nicht: Es ist unsere Erfahrung, daß unter entsprechender Führung dieser Innere Friede und diese Reinheit des Geistes verbunden mit dem Licht von jedem unabhängig von seiner Religionszugehörigkeit oder seinem Glaubensbekenntnis erfahren werden kann. Voraussetzung dafür ist die ernsthafte Absicht und die Bereitschaft, sich für die Dauer der Übung der Führung des Lehrers anzuvertrauen.

Wenn man durch kontinuierliche Praxis seinen Geist vollkommen beherrscht, kann man in die "Jhanas" (Vertiefungszustände) eintreten und sich nach und nach dahin entwickeln, die sogenannten Erreichnungen (Samapattis) zu verwirklichen. Diese verleihen dem Betreffenden übernatürliche Kräfte, so wie dies bei Kaladevala der Fall war, dem Einsiedler-Lehrer des Königs Suddhodana. Dies muß natürlich auf Grundlage einer strikt eingehaltenen Sittlichkeit und in Abgeschiedenheit, entfernt von menschlichen Siedlungen versucht werden, kann aber für jene, die noch Spuren der Leidenschaft in sich haben, ziemlich gefährlich sein. Wie dem auch sei, solche Praktiken, die übernatürliche Kräfte auf dieser weltlichen Ebene freisetzen können, wurden von dem Buddha nicht empfohlen. Er hat die Entwicklung von "Samadhi" einzig zu dem Zweck gefördert, um auf diese Weise Reinheit und Stärke des Geistes zu erlangen, die notwendig sind, um die Wahrheit zu verwirklichen.

Wir kennen im Buddhismus vierzig Konzentrationsmethoden. Die hervorragendste davon ist Anapana, d. h. die Konzentration auf den hereinkommenden und hinausgehenden Atem, die Methode, die von allen Buddhas praktiziert worden ist.

III. Panna

Meine Damen und Herren, ich werde jetzt den philosophischen Aspekt des Buddhismus, die dritte Stufe des Edlen Achtfachen Pfades behandeln, welche Panna oder Einsicht genannt wird.

1. Samma-sankappa: Rechte Gesinnung

2. Samma-ditthi: Rechtes Verstehen

Rechtes Verstehen der Wahrheit ist Sinn und Ziel des Buddhismus, und Rechte Gesinnung ist das analytische Studium von Geist und Materie, sowohl im Innern als auch außerhalb, um auf diese Weise die Wahrheit zu verwirklichen.

Sie haben schon viele Male etwas über Nama und Rupa (Geist und Materie) gehört; ich schulde Ihnen hier weitere Erklärungen.

Nama wird so genannt wegen seiner Tendenz, sich Sinnesobjekten zuzuwenden. Rupa wird so genannt aufgrund seiner Undauerhaftigkeit, der auf ständiger Veränderung beruht. Die deutschen Begriffe, die Nama und Rupa am nächsten kommen, sind deshalb Geist und Materie. Ich sage "am nächsten kommen", weil diese Begriffe die Bedeutung nicht exakt treffen.

Um genau zu sein: Nama oder Geist ist der Begriff für

1. Bewußtsein (Vinnana)

2. Gefühl (Vedana)

3. Wahrnehmung (Sanna) und

4. Willensenergien (Sankhara).

Diese bilden zusammen mit Rûpa, dem materiellen Zustand, das, was wir als Panca-kkhanda oder die Fünf Daseinsgruppen bezeichnen. In diesen fünf Daseinsgruppen hat der Buddha alle geistigen und physischen Daseinsphänomene zusammengefaßt, die in Wirklichkeit ein Kontinuum von miteinander existierender geistiger und materieller Faktoren darstellen, welches jedoch von einem Laien fälschlicherweise als Persönlichkeit oder Ego angesehen wird.

Mit Samma-sankappa (Rechter Gesinnung) richtet der Schüler, der bis dahin die kraftvolle Linse von Samadhi entwickelt hat, seine Aufmerksamkeit auf sein Inneres und betrachtet mit Hilfe von Einsichtsmeditation auf analytische Weise zunächst die Natur der Materie und dann die Natur des Geistes und der geistigen Eigenschaften. Er fühlt und manchmal sieht er auch den wahren Zustand, in dem sich die Kalapas befinden. Er beginnt zu erkennen, daß sowohl Materie als auch Geist einem ständigen Wandel unterworfen sind; beide sind unbeständig und flüchtig. In dem Maße, in dem seine Konzentrationsfähigkeit zunimmt, wird auch die Natur der Kräfte in seinem Inneren immer lebendiger. Er kann sich nicht länger des Eindrucks erwehren, daß die Panca-kkhandha oder die fünf Daseinsgruppen, die unter dem Gesetz von Ursache und Wirkung stehen, leidvoll sind. Er ist jetzt überzeugt, daß in Wirklichkeit alles, innen und außen, Leiden ist und daß es so etwas wie ein Ego nicht gibt. Er sehnt sich nach einem Zustand jenseits des Leidens. Auf diese Weise legt er schließlich die Fesseln des Leidens ab, er gelangt vom weltlichen zum überweltlichen Zustand und tritt in den Strom eines Sotapanna ein, der ersten der vier Stufen der Ariyas (der Edlen). Er ist dann frei von
1. Ego, 2. Zweifel und 3. Anhaftung an Regeln und Ritualen. Auf der zweiten Stufe des Sakadagami (eines Einmalwiederkehrenden) sind Sinnesbegehren und Übelwollen geschwächt. Er hört auf, noch irgendeine Form der Leidenschaft und des Zornes zu empfinden, wenn er die dritte Stufe des Anagami (eines Niemehrwiederkehrenden) erlangt. Letztliches Ziel ist das Erreichen der Arahatschaft. Jeder der Ariyas kann auch als Mensch Nibbana erfahren, so oft er möchte und so oft er in den Fruchtzustand des Sotapanna etc. eintritt, der ihm den Inneren Frieden von Nibbana gibt.

Dieser Innere Frieden, der mit Nibbana identifiziert wird, hat keine Parallele, weil er überweltlich ist. Im Vergleich hiermit ist der Frieden von Jhana, den ich früher im Zusammenhang mit Samadhi erwähnte, von geringer Bedeutung, weil nämlich dieser den Menschen innerhalb der Grenzen der einunddreißig Existenzebenen beläßt, d. h. in der feinmateriellen Welt der Brahmas. Der Innere Frieden von Nibbana jedoch trägt einen über die Grenzen der einunddreißig Existenzebenen hinaus.

Meine Damen und Herren, noch ein kurzes Wort. Was ich bisher gesagt habe, umfaßt lediglich einige der grundlegenden Aspekte des Buddhismus. In der mir zur Verfügung stehenden Zeit habe ich, wie ich hoffe, mein Bestes gegeben:

Zu einem Zustand völliger geistiger Reinheit zu gelangen mit dem Licht vor sich,

In einen Zustand von Jhana nach Belieben eintreten zu können,

Den Inneren Frieden von Nibbana für sich selbst erfahren können –

All dies ist in Ihrer Reichweite.

Warum sollten Sie nicht wenigstens versuchen, die ersten zwei Zustände zu verwirklichen, die im Rahmen Ihrer eigenen Religion liegen? Ich bin bereit, Ihnen jede nur mögliche Hilfe, zu geben, die Sie benötigen.

Ich möchte nochmals meinen Dank für Ihr geduldiges Zuhören zum Ausdruck bringen. Mein Dank gilt auch dem Klerus für die Erlaubnis, hier sprechen zu dürfen.

 

3. Vortrag (14. Oktober 1951)

Mein Vortrag darüber "Was Buddhismus ist" würde unvollständig sein, ohne kurz auf das Gesetz der Paticca-samuppada (auf das Gesetz der Bedingten Entstehung) und auf das Gesetz der Patthana (auf das Gesetz der Beziehungen oder das Gesetz von Ursache und Wirkung) einzugehen.

 

Das Gesetz der Bedingten Entstehung

Wenn ich meinen ersten Vortrag wieder in Erinnerung rufen darf, so erwähnte ich dort, wie Prinz Siddhatta, der Wanderasket, die Wahrheit verwirklichte und ein Buddha wurde. Zur Erinnerung möchte ich diese Passage nochmals wiederholen.

 

"Wahrlich, Prinz Siddhattha erreichte Samma-sambodhi und wurde der Buddha, der Erwachte, der Erleuchtete, der Allwissende. Er war in einer Weise erwacht, zu der sich im Vergleich alle anderen im Zustand des Schlafens und Träumens befanden. Er war in einer Weise erleuchtet, zu der im Vergleich alle anderen Menschen im Dunkeln herumstolperten und herumtappten. Er wußte mit einer Art von Weisheit, zu der im Vergleich das Wissen aller anderen Menschen nur eine Form der Unwissenheit war."

 

Zweifellos nehmen alle Religionen für sich in Anspruch, den Weg zur Wahrheit zu zeigen. Im Buddhismus ist man solange in Unwissenheit, solange man nicht die Wahrheit (das sind die Vier Edlen Wahrheiten) verwirklicht hat. Diese Unwissenheit (Avijja) ist die Ursache für das Entstehen der geistigen Kräfte (Sankhara), welche das Lebenskontinuum (Vinnana) aller Lebewesen steuern. Gleichzeitig mit der Bildung eines Lebenskontinuums in einer neuen Existenz erscheinen auch automatisch und aufeinander bezogen Geist(iges) und Körper(liches) (Nama und Rupa). Diese wiederum entwickeln sich ihrerseits zu einem Körper mit Sinneszentren (Sa¡ayatana). Diese Sinneszentren lassen Kontakt (Phassa) entstehen, und der Kontakt dieser Sinneszentren mit Sinnesobjekten führt zu Sinneseindrücken (Vedana), welche Begehren (Tanha) entstehen lassen, gefolgt von Anhaftung oder Festhalten am Begehren (Upadana). Dieses Anhaften oder dieses Festhalten am Begehren ist die Ursache für neues Werden (Bhava) oder für eine neue Existenz mit ihren Begleitphänomenen Geburt (Jati), Alter, Krankheit, Tod, Angst, Schmerz etc. (Jara-marana, etc.), all das, was man als Leiden bezeichnet. Auf diese Art und Weise führte der Buddha den Ursprung des Leidens auf Unwissenheit zurück.

Deshalb sagte der Buddha(12):

 

Unwissenheit ist der Ursprung von geistigen Kräften;

Geistige Kräfte sind der Ursprung des Lebenskontinuums;

Das Lebenskontinuum ist der Ursprung von Geist(igem) und Körper(lichem);

Geist(iges) und Körper(liches) sind der Ursprung der Sinneszentren;

Die Sinneszentren sind der Ursprung von Kontakt;

Der Kontakt ist Ursprung von Sinnesempfindung (Sinneseindruck);

Die Sinnesempfindung (der Sinneseindruck) ist der Ursprung von Begehren;

Begehren ist der Ursprung von Anhaften;

Anhaften ist der Ursprung von Werden (Existenz);

Werden (Existenz) ist der Ursprung von Geburt;

Geburt ist der Ursprung von Alter, Krankheit, Tod, Angst, Schmerz, etc. (welche alle Leiden sind).

 

Diese Kette der Entstehens wird das Gesetz der Bedingten Entstehung genannt, und die Ursache von all diesen Faktoren ist deshalb Avijja, Unwissenheit, d.h. das Nicht-Wissen der Wahrheit. Es stimmt, daß, oberflächlich gesehen, das Begehren der Ursprung des Leidens ist. Es ist ganz einfach. Wenn man eine Sache haben will, wird Begehren erweckt. Man muß sich dann um diese Sache bemühen, oder man leidet entsprechend. Aber das ist nicht alles. Der Buddha sagte: "Die fünf Daseinsgruppen, die aus nichts anderem als aus Körper und Geist bestehen, sind gleichfalls Leiden." Die Wahrheit vom Leiden im Buddhismus wird erst dann vollständig begriffen, wenn man durch eigene Einsicht Körper und Geist so sieht, wie sie wirklich sind (sowohl innen wie auch außen) und nicht so, wie sie zu sein scheinen.

Die Wahrheit vom Leiden muß deshalb zuerst erfahren werden, bevor man sie verstehen kann. Von der Wissenschaft wissen wir zum Beispiel, daß alles Existierende nichts als Schwingung ist. Diese wird verursacht durch die wirbelnde Bewegung unendlich vieler Elektronen. Aber wieviele von uns können sich selbst davon überzeugen, daß unser eigener Körper gleichfalls demselben Gesetz unterworfen ist? Warum versuchen wir dann nicht, dies so zu fühlen, wie es ist, soweit es sich auf uns selbst bezieht? Man muß zu diesem Zweck über den körperlichen Bedingungen stehen. Man muß geistige Energie entwickeln, die stark genug ist und uns befähigt, Dinge in ihrem wahren Zustand zu sehen. Mit solch entwickelter Geisteskraft kann man durch und durch blicken, man kann mehr sehen als mit Hilfe neuester wissenschaftlicher Instrumente. Wenn sich dies so verhält, warum sollte man dann nicht auch das sehen können, was wirklich in einem selbst geschieht: die Atome, die Elektronen und was nicht noch alles; und alles befindet sich in einem Zustand rascher, niemals zum Stillstand kommender Veränderung. Das ist natürlich keinesfalls einfach.

Ein Auszug aus dem Tagebuch einer meiner Schüler, den ich jetzt zitieren möchte, wird Ihnen die Vorstellung vermitteln, was "Inneres Leiden" wirklich ist:

 

21.8.1951. Als ich zu meditieren begann, fühlte ich mich, als ob jemand ein Loch durch meinen Kopf bohren würde, und ich fühlte auch Empfindungen wie von krabbelnden Ameisen auf meinem ganzen Kopf. Ich wollte mich kratzen, aber mein Guru verbot es mir. Innerhalb einer Stunde sah ich, wie funkelndes Radium von blauem Licht gefärbt mit etwas Violett allmählich in meinen Körper eindrang. Als ich in meinem Raum kontinuierlich drei Stunden lang gelegen hatte, wurde ich beinahe gefühllos, und ich nahm einen schrecklichen Schock in meinem Körper wahr. Ich war im Begriff, Angst zu bekommen, aber mein Guru ermutigte mich weiterzumachen. Ich fühlte meinen ganzen Körper erhitzt und hatte die Empfindung, als ob elektronische Nadeln in jeden einzelnen Körperteil eindringen würden.

22.8.1951. Heute meditierte ich liegend beinahe drei Stunden lang. Ich fühlte mich, als ob mein Körper in Flammen wäre, und beobachtete auch Funken von blauen und violetten Lichtstrahlen, die sich ziellos im Körper von oben nach unten bewegten. Dann sagte mir mein Guru, daß diese Veränderung im Körper "Anicca" (Unbeständigkeit) ist und daß die darauf folgenden Schmerzen und Leiden Dukkha sind und daß man einen Zustand jenseits von Dukkha oder Leiden erreichen muß.

23.8.1951. Mein Guru gab mir die Anweisung, mich auf meinen Brustkorb zu konzentrieren ohne diese Lichtstrahlen, und er fügte hinzu, daß wir jetzt die Stufe der Philosophie unseres Körpers erreichen. Ich befolgte seine Anweisungen und kam zum Ergebnis, daß unser Körper voll Leiden ist.

 

In Wirklichkeit ist dieses Innere Leiden eine Folge der geschärften Sinneswahrnehmung der Vibration, Strahlung und Reibung der atomaren Teilchen, welche man durch den Prozeß der Einsichtsmeditation, Vipassana genannt, mit Hilfe der kraftvollen Linse von Samadhi erlebt. Diese Wahrheit nicht zu wissen, ist in der Tat Unwissenheit. Diese Wahrheit in ihrer Letztgültigen Realität zu wissen heißt, die Ursache allen Leidens zu vernichten; diese besteht in der Unwissenheit mit allen ihren Bindegliedern in der Kette der Bedingten Entstehung, welche in dem endet, was wir "Leben" mit seinen Charakteristika Alter, Krankheit, Angst, Schmerz etc. nennen.

Soviel zum Gesetz der Bedingten Entstehung und zur Ursache des Leidens.

 

Das Gesetz von Ursache und Wirkung

Richten wir jetzt unsere Aufmerksamkeit auf das Gesetz der Ursache von Bedingungen, wie es von dem Buddha im Gesetz der Patthana im Abhidhamma Pitaka dargelegt wurde. Dieses Gesetz entdeckte der Buddha durch analytische Erforschung während seiner 49 Tage dauernden Meditationsperiode im Anschluß an die Verwirk-

lichung der Buddhaschaft. Durch die Entdeckung diese Gesetzes ging von seinem Körper eine sechsfarbige Strahlung aus. Zu diesem sehr schwierigen Thema handeln fünf Bände Pali-Texte zu je 500 Seiten. Ich möchte Ihnen hier nur eine kurze Vorstellung dieses Gesetzes vermitteln.

Es gibt 24 Arten von Bedingungen, auf denen die Grundprinzipien von Ursache und Wirkung im Buddhismus basieren. Sie lauten wie folgt:

 

1. Wurzel-BedingungHetu

2. Objekt-Bedingung Arammana

3. Vorherrschaft-Bedingung Adhipati

4. Angrenzung-Bedingung Anantara

5. Unmittelbarkeit-Bedingung Samanantara

6. Zusammenentstehung-Bedingung Sahajata

7. Gegenseitigkeit-Bedingung Annamanna

8. Grundlage- (Abhängigkeit-)-Bed. Nissaya

9. Anlaß (Zureichender Grund)-Bed. Upanissaya

10. Vorherentstehung-Bedingung Purejata

11. Nachherentstehung (Folge)-Bed. Pacchajata

12. Wiederholung-Bedingung Asevana

13. Kamma (Handlung)-Bedingung Kamma

14. Kamma-Nachwirkung-Bed. Vipaka

15. Nährstoff-Bedingung Ahara

16. Fähigkeit (Kontrolle)-Bedingung Indriya

17. Jhana (Vertiefung, Ekstase)-Bed. Jhana

18. Pfad-Bedingung Magga

19. Verbundensein-Bedingung Sampayutta

20. Unverbundensein-Bedingung Vippayutta

21. Anwesenheit-Bedingung Atthi

22. Abwesenheit-Bedingung Natthi

23. Geschwundensein-Bedingung Vigata

24. Nichtgeschwundensein Avigata

(Kontinuität)-Bedingung

Ich werde Ihnen jetzt die Wechselbeziehung von Hetu (Wurzel-Bedingung) und Kamma (Handlung)-Bedingung und die Wirkungen, die durch ihre Ursachen hervorgebracht werden, erklären, so wie ich sie verstehe.

Hetu ist die Verfassung des Geistes in einem bewußten Moment jedes Kammas (Handlung), sei diese körperlicher, sprachlicher oder geistiger Natur. Jedes Kamma produziert deshalb eine Verfassung des Geistes, welche entweder sittlich, unsittlich oder neutral ist. Das nennen wir im Buddhismus Kusala Dhamma, Akusala Dhamma und Abyakata Dhamma. Diese Dhammas sind einfach Kräfte, d.h. Geisteskräfte, welche gemeinsam das Universum der Geisteskräfte erschaffen, wie ich dies in meinem ersten Vortrag erklärt habe.

Sittliche (Kusala) Kräfte sind positive Kräfte, die von Kamma (Handlungen, Worten und Gedanken) hervorgebracht werden, welches von guten Taten motiviert ist: Dazu gehören Almosen-Geben, Wohlfahrtsarbeit, Hingabe, Reinigung des Geistes, etc.

Unsittliche (Akusala) Kräfte sind negative Kräfte, die von Kamma (Handlungen, Worten und Gedanken) hervorgebracht werden, welches durch Begehren, Gier, Wollust, Zorn, Haß, Unbefriedigtheit, Verblendung etc.motiviert ist.

Neutrale (Abyakata) Kräfte sind weder sittlich noch unsittlich. Diese treten z.B. bei einem Arahat auf, der von allen Spuren der Unwissenheit (Avijja) frei ist. Im Falle eines Arahats führt der Kontakt (Phassa) der Sinnesobjekte mit den Sinneszentren zu keinen Sinnesempfindungen (Vedana) mehr, genauso wie es nicht möglich ist, in fließendem Wasser einen Eindruck zu hinterlasssen, da es sich fortwährend verändert. Für ihn ist der ganze Körper nichts als eine sich fortwährend ändernde Masse, und jeder Eindruck darauf schwindet automatisch mit dieser Masse.

Weisen wir nun die durch bedingte Handlungen hervorgerufenen sittlichen und unsittlichen Kräfte den verschiedenen Existenzebenen zu. Zu diesem Zweck werde ich die Existenzebenen grob wie folgt klassifizieren:

1. Arupa- und Rupa-Brahma Ebenen: Diese sind jenseits des Bereiches der Sinnlichkeit. Höchste Liebe, höchstes Mitleid, höchste Mitfreude mit dem Erfolg oder der Größe anderer und höchster Gleichmut des Geistes sind die vier Geistesqualitäten, die vollkommen reine, strahlende, extrem angenehme, kühle und leichte geistige Kräfte hervorbringen, welche in den höchsten Existenzebenen ihren Platz finden. Deshalb ist auf diesen Ebenen Materie extrem fein, und es gibt gleichsam nur Strahlung. Die Körper dieser Brahmas können nicht mit Materie identifiziert werden, sondern nur mit Strahlung oder Licht.

2. Die sinnlichen Ebenen, welche aus den

a) Ebenen der Himmelswesen,

b) der Menschenwelt und

c) den Ebenen der Niederen Existenzformen bestehen.

Die Ebenen der Himmelswesen

Alle guten oder verdienstvollen Taten, Worte oder Gedanken, die ein schwaches Begehren nach zukünftigem Wohlergehen in sich haben, schaffen sittliche Geisteskräfte, die sehr rein, leuchtend, angenehm und leicht sind. Diese manifestieren sich auf den höheren Ebenen der Himmelswesen, wo Materie fein, leuchtend, angenehm und leicht ist. Diese Himmelswesen haben Astralkörper, die sich entsprechend der Existenzebene, der sie zugehören, in Feinheit, Leuchtkraft und Farbe unterscheiden. Für gewöhnlich leben sie in einem Zustand himmlischer Freuden, bis ihre eigenen sittlichen Geisteskräfte aufgebraucht sind und sie in niedere Existenzformen zurückfallen.

Ich möchte nun den Punkt c), die Ebenen der Niederen Existenzformen besprechen, unsere Menschenwelt werde ich als letztes darlegen.

Die Ebenen der Niederen Existenzformen

Alle bösen, schlechten, unheilsamen, nicht verdienstvollen Taten, Worte und Gedanken schaffen Geisteskräfte, die von Natur aus unrein, dunkel, feurig, schwer und hart sind. Die unreinsten, dunkelsten, feurigsten, schwersten und härtesten Geisteskräfte finden deshalb ihren Platz in der Hölle, der niedersten Welt der vier unteren Existenzebenen. Materie auf all diesen Ebenen muß deshalb hart, roh, unangenehm und heiß sein. Die Menschenwelt befindet sich gerade überhalb der Konzentration dieser Kräfte, welche von jenen Wesen aufgebraucht werden, die für diese niederen Existenzformen bestimmt sind. Diese Wesen, ausgenommen die Wesen der Tierwelt, sind für das gewöhnliche menschliche Auge unsichtbar, aber sichtbar für jene, die die höheren Kräfte von Samadhi und das Göttliche Auge entwickelt haben. Auf diesen Ebenen herrscht Leiden sowohl körperlicher wie auch geistiger Art vor. Das ist das gerade Gegenteil von dem, was auf den Ebenen der himmlischen Wesen passiert.

Die Menschenwelt

Ich komme jetzt zur Menschenwelt. Sie ist ein Mittelding zwischen Himmel und Hölle. Wir erfahren Freude und Schmerz miteinander vermischt, und zwar in Abstufungen, bestimmt durch unser vergangenes Kamma. Von hier können wir uns durch Entfaltung unserer geistigen Einstellung zu höheren Ebenen hinaufentwickeln. Von hier können wir auch hinunterkommen zu den Tiefen der Verderbtheit und uns auf die Kräfte einer niederen Ordnung einstimmen. Es gibt keine Dauerhaftigkeit wie auf anderen Existenzebenen. Man mag heute ein Heiliger sein, aber morgen ein Schurke. Man mag heute reich sein, kann aber bald arm werden. Die Wechselfälle des Lebens sind hier sehr offensichtlich. Es gibt niemanden, der gleich bleibt: keine Familie, die immer gleich bleibt, keine Gesellschaft, die immer gleich bleibt, keinen Staat, der immer gleich bleibt. Alle sind dem Gesetz von Kamma unterworfen.

Da dieses Kamma das Produkt unseres Geistes ist, der sich fortwährend ändert, müssen sich notwendigerweise auch die Wirkungen von Kamma fortwährend ändern.

Durch negative Geisteskräfte bedingt, die untergetaucht in der Erde gerade unter unseren Füßen existieren, ist das Gesetz der Schwerkraft. Solange der Mensch in sich Unreinheiten hat, die prima-facie existieren, solange ist er der Anziehung dieser Schwerkraft unterworfen; und wenn er mit einer auf die Geisteskräfte einer unteren Existenzebene abgestimmten geistigen Verfassung stirbt, so ist seine nächste Existenz automatisch in dieser Existenzebene, um sozusagen dort sein Schuldenkonto geistiger Kräfte abzutragen. Wenn seine geistige Einstellung andererseits zum Zeitpunkt des Todes mit Kräften der Menschenwelt verbunden ist, so kann die nächste Existenz wieder in der Menschenwelt sein. Wenn jedoch seine geistige Einstellung im Todesmoment bei der Erinnerung seiner guten Taten etc. verweilt, so ist die nächste Existenz normalerweise in der Himmelswelt, um dort das Kontoguthaben seiner eigenen Geisteskräfte zu genießen. In der Brahmawelt wird man wiedergeboren, wenn der Geist zum Zeitpunkt des Todes nicht sinnlich, sondern völlig rein und ruhig ist. Auf diese Weise spielt im Buddhismus Kamma seine Rolle mit mathematischer Präzision.

Das sind, meine Damen und Herren, die wesentlichen Lehren des Buddha. Wie sehr diese Lehren ein Individuum beeinflussen, hängt davon ab, wie sie aufgefaßt werden. Dasselbe gilt für eine Familie, eine Gemeinschaft oder für Menschen im allgemeinen. Wir haben Buddhisten auf Grundlage des Glaubens, und wir haben Buddhisten auf Grundlage der Praxis. Und dann gibt es noch eine andere Gruppe, die lediglich Buddhisten von Geburt aus sind. Nur Buddhisten, die die Lehre auch tatsächlich praktizieren, führt ihre Übung zu einer wirklichen Veränderung in ihrer geistigen Einstellung und Weltanschauung. Befolgen sie auch nur die fünf Gebote, so folgen sie den Lehren des Buddha. Und würden alle Buddhisten in Mynamar (Burma) diese fünf Gebote befolgen, so würde es keine gegenseitigen Feindseligkeiten geben, wie sie jetzt in Myanmar herrschen. Aber es gibt einen weiteren beunruhigenden Faktor, nämlich die körperlichen Erfordernisse. Man benötigt die dringendsten Notwendigkeiten für das Überleben. Leben ist für den Menschen kostbarer als irgendetwas anderes. Daher besteht die Tendenz, disziplinierende Gesetze religiöser Natur oder staatlichen Ursprungs aus Gründen der Selbsterhaltung und der Erhaltung jener, die von einem abhängen, zu brechen.

Das wichtigste ist, reine und gute geistige Kräfte zu erzeugen und hervorzubringen, um damit die die Menschheit beherrschenden negativen Geisteskräfte zu bekämpfen. Man kann sich ohne die Hilfe eines Lehrers nicht auf die Stufe einer reinen Geisteshaltung entwickeln. Wenn wir wirkungsvolle Kräfte erzeugen wollen, um diese negativen Kräfte zu bekämpfen, müssen wir diese positiven Kräfte dem Dhamma gemäß, das heißt in Übereinstimmung mit dem Dhamma, entwickeln. Die moderne Wissenschaft hat uns das gegeben, was sie wert ist: die Atombombe, das wunderbarste und gleichzeitig schrecklichste Produkt menschlicher Intelligenz. Gebraucht der Mensch seine Intelligenz in der rechten Weise? Schafft er im Sinne des Buddhismus gute oder schlechte Geisteskräfte? Es ist unser Wille, der darüber entscheidet, wie und für welche Sache wir unsere Intelligenz gebrauchen. Anstatt die Intelligenz nur dafür zu verwenden, die Atomenergie in der Materie draußen zu erobern, gebrauchen wir sie doch besser für die Eroberung der Atomenergie in uns. Dies wird uns den Inneren Frieden geben und uns befähigen, ihn mit allen anderen zu teilen. Wir werden dann solche kraftvollen und gereinigten Geisteskräfte ausstrahlen, daß wir den negativen Kräften, die überall um uns herum sind, erfolgreich entgegenwirken können. Genauso wie eine einzelne Kerze die Kraft hat, die Dunkelheit in einem Raum zu überkommen, genauso kann auch das Licht eines Menschen dabei helfen, die Dunkelheit in vielen anderen zu überkommen.

Zu glauben, daß "Gutes" durch Mittel des "Bösen" getan werden kann, ist eine Illusion, ein Alptraum. Den Fall, an den ich dabei denke, heißt Korea: Schon über eine Million Verluste an Menschenleben auf beiden Seiten, und sind wir deshalb dem Frieden näher gekommen? Das sind Lektionen, die wir gelernt haben. Die Veränderung der Geisteshaltung der Menschheit mittels Religion ist allein die Lösung. Die Herrschaft über den Geist und nicht nur die Herrschaft über die Materie ist im Moment notwendig.

Im Buddhismus unterscheiden wir Loka Dhatu von Dhamma Dhatu. Unter Dhatu versteht man die Naturelemente oder Kräfte. Loka Dhatu umfaßt deshalb die Materie (mit ihren Naturelementen) innerhalb des Bereiches der körperlichen Ebene. Dhamma Dhatu jedoch beinhaltet den Geist und die geistigen Eigenschaften und einige Aspekte der Naturelemente, die nicht der körperlichen, sondern der geistigen Ebene angehören. Die moderne Wissenschaft beschäftigt sich mit dem, was wir Loka Dhatu nennen. Diese ist nur eine Grundlage für Dhamma Dhatu auf der geistigen Ebene. Einen Schritt weiter, und wir kommen zur geistigen Ebene; nicht mit dem Wissen moderner Wissenschaft, sondern mit dem Wissen von Buddha-Dhamma in der Praxis.

Zumindest Herr H.A. Overstreet, der Autor von "The Mature Mind" (New York: W.W. Norton) ist optimistisch im Hinblick auf die Entwicklung eines reifen Geistes. Er sagte:

"Das charakteristische Wissen unseres Jahrhunderts ist psychologisch. Selbst die dramatischen Fortschritte in der Physik und Chemie sind hauptsächlich durch Anwendung bekannter Forschungsmethoden erzielt worden. Aber die Einstellung und Haltung gegenüber der menschlichen Natur und der menschlichen Erfahrung, die sich in unserer Zeit entwickelt hat, ist neu.

Diese Einstellung hätte sich nicht früher entwickeln können. Voraussetzung dafür war eine lange Vorbereitung. Die Physiologie mußte zuerst eine entwickelte Wissenschaft werden, denn die Psychologie des Menschen ist auch physiologisch. Unter anderem sind Gehirngewebe, Nerven, Drüsen und Sinnesorgane wie der Tastsinn, der Geruchssinn und Sehsinn Bestandteil des Geistes. Erst vor ca. 70 Jahren war die Physiologie so weit entwickelt, daß psychophysische Forschung möglich wurde, so wie sie in den Laboratorien des berühmten deutschen Psychologen Wilhelm Wundt betrieben wurde. Aber vor der Physiologie mußte sich die Biologie als Wissenschaft entwickeln. Weil Gehirn, Nerven, Drüsen und alles übrige auch von allen anderen Prozessen abhängig sind, mußte zuerst die Forschung im Bereich lebender Zellen Fortschritte machen, bevor eine wissenschaftlich kompetente Physiologie entstehen konnte.

Jedoch vor der Biologie noch mußte sich die Chemie entwickeln, vor der Chemie die Physik und vor der Physik die Mathematik. Die lange Vorbereitung geht also Jahrhunderte zurück.

Kurz gesagt: Es gibt eine Uhr der Wissenschaft. Jede Wissenschaft muß warten, bis ihre Stunde geschlagen hat. Heute schließlich schlägt die Uhr der Wissenschaft die Stunde der Psychologie, und eine neue Erleuchtung beginnt.

Sicherlich sind die durch diese jüngste aller Wissenschaften erforschten Interessensgebiete schon alt; die Genauigkeit der Forschung jedoch ist neu. Es gibt, kurz gesagt, eine Art unerschütterlicher Logik, die die Wissenschaft beherrscht. Jede Wissenschaft muß, um ihre besondere Richtigkeit unter Beweis zu stellen, solange warten, bis ihr Vorläufer ihr Daten und Werkzeuge geliefert hat, die eine Voraussetzung für ihre Richtigkeit und Genauigkeit darstellen.

Die Uhr der Wissenschaft hat eine neue Stunde geschlagen: eine neue Einsicht beginnt, uns zu Diensten zu stehen."

Erlauben Sie mir zu sagen, daß es der Buddha-Dhamma ist, der von allen studiert werden sollte, um neue Einsichten in die Wirklichkeit der menschlichen Natur zu gewinnen. Im Buddhismus haben wir ein Heilmittel für alle geistigen Krankheiten, die die Menschheit befallen. Es sind die negativen Geisteskräfte (vergangene und gegenwärtige), die für die gegenwärtige Lage überall auf der Welt verantwortlich sind. Dadurch, daß die Menschen während der kritischen Tage Mynanmars (Burmas) vor ungefähr zwei Jahren durch den Geist des Buddhismus inspiriert wurden, waren wir in der Lage, diese Krise zu meistern.

Heutzutage herrscht fast überall Unzufriedenheit. Unzufriedenheit erzeugt negative Gefühle. Negative Gefühle erzeugen Haß. Haß erzeugt Feindschaft. Feindschaft erzeugt Krieg. Krieg erzeugt Feinde. Feinde erzeugen Krieg usw. Wir kommen jetzt in einen Teufelskreis. Warum? Sicherlich deshalb, weil es an der rechten Kontrolle über den Geist fehlt.

Was ist der Mensch? Er ist letztendlich eine Personifikation aller geistigen Kräfte. Was ist Materie? Materie ist nichts anderes als die Materialisierung geistiger Kräfte, ein Ergebnis der Reaktion sittlicher (positiver) und unsittlicher (negativer) Kräfte. Der Buddha sagte: "Cittena niyyati loko" – "Die Welt ist geistgemacht." (13)

Der Geist geht deshalb allen Dingen voran. Erforschen wir deshalb den Geist und seine besonderen Charakteristika, um das Problem zu lösen, dem sich die Welt heute gegenübersieht.

Es gibt einen großen Bereich für praktische Forschung im Buddhismus. Buddhisten in Myanmar (Burma) werden alle jene willkommen heißen, die um den Nutzen ihrer Erfahrung bemüht sind.

Meine Damen und Herren, ich habe versucht, Ihnen mein Bestes von dem zu geben, was ich über den Buddhismus weiß. Ich werde gerne jedem Interessierten weitere Erklärungen zu jenen Punkten geben, über die er diskutieren möchte. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und das Interesse, das Sie meinen Vorträgen entgegengebracht haben. Ich möchte auch dem Klerus der Kirche nochmals für die so freundlich gewährte Erlaubnis danken, diese Vortragsreihe in seinen Räumen halten zu dürfen.

 

Frieden allen Wesen!

 

 

Anmerkungen

 

1 Die Lehrreden des Buddha aus der Angereihten Sammlung. Anguttara-nikaya, übers. und hg. Nyanapnika,
5 Bde, Bd. I, S. 167-171

2 Vgl. dazu die Anleitungen des Buddha an seine ersten Schüler in: The Book of the Discipline, IV, S.28 (Der

Verweis auf Referenzen des englischsprachigen Schrifttums bezieht sich, wenn nicht anders spezifiziert, auf

die Veröffentlichungen der Pali Text Society.)

3 Diese Lehrrede findet sich in: Die Reden Gotamo Buddhos. Aus der Längeren Sammlung. Dighanikaya des

Pali-Kanons, übers. Neumann, Karl E. (Karl Eugen Neumanns Übertragungen aus dem Pali-Kanon in drei

Bänden), Zürich, Wien 1957, Bd. II, S 354-64

4 Genaueres zum Thema vergangener Buddhas, zum Gelübde Sumedhas, ein Buddha zu werden, und zum

Leben des Buddha Gotama vgl. The Clarifier of Sweet Meaning (d.i. der Kommentar zum The Chronicle of

Buddhas).

5 Ein "Unermeßliches"(asankeyya) ist das Äquivalent einer "1" gefolgt von 140 Nullen.

6 Vgl. Jatakam. Das Buch der Erzählungen aus früheren Existenzen Buddhas. Aus dem Pali zum ersten Mal

vollständig ins Deutsche übersetzt von Dutoit, Julius, 7 Bde., Leipzig 1908-1921, Bd. 6, S. 599-759 (Jataka

No. 547)

7 Im Kalendar Myanmars ist dies der Vollmondtag von Kason.

8 In Myanmar, vormals Burma, wird es Okkala buchstabiert.

9 Vgl Dhammapada, Vers 276.

10 Das Shorter Oxford English Dictionary gibt u.a. folgende Definition von "Religion": "Handeln oder

Verhalten, das auf den Glauben in ein göttliches Wesen, auf Verehrung für ein göttliches Wesen und auf ein

Verlangen, einer göttlichen Herrschermacht angenehm zu sein, hinweist; Ausübung und Praxis von Ritualen

oder Regeln, die dies gewährleisten...Anerkennen einer höheren, unsichtbaren Macht von seiten des

Menschen, die Kontrolle über sein Schicksal besitzt und dem gegenüber er zu Gehorsam und Verehrung

verpflichtet ist..." Der gemeinte Inhalt verweist auf die Bedeutung des Begriffs, wie er in korrekter Weise für

den Buddhismus verwendet werden kann: "Verehrung eines Prinzips..." Doch selbst in diesem Zusammen-

hang ist es wichtig darauf hinzuweisen, daß sich in dieser Idee keine Vorstellung eines schöpferischen oder

herrschenden Gottes oder Prinzips als Grundlage der Existenz oder des Universums findet. Der Buddhismus

erkennt nur an, daß das Funktionieren von Körper und Geist nur als dem unverrückbaren Gesetz von Ursache

und Wirkung unterworfen, verstanden werden kann. Der Dhamma im höchsten Sinne ist diese Wahrheit

(Dhamma), die von jedem Buddha wiederentdeckt und gelehrt wird.

11 Dhammapada, Vers 33

12 Vgl. Samyutta Nikaya. Die Lehrreden des Buddha aus der Gruppierten Sammlung. Aus dem Pali zum ersten

Mal ins Deutsche übertragen von Geiger, Wilhelm, fortgef. von Nyªnaponika, 2 Bde., Wolfenbüttel 19902,

Bd. II, S. 36-43

13 Vgl. Samyutta Nikaya.Die Lehrreden des Buddha aus der Gruppierten Sammlung, a.a.O., Bd. I, S. 62 und Die

Lehrreden des Buddha aus der Angereihten Sammlung. Anguttara Nikaya, a.a.O., Bd. II, S. 151.